Nicht alle wichtige Nachrichten werden in den Medien ausreichend thematisiert. Das habe zuletzt an der Corona-Pandemie gelegen, „aber auch an Strukturen in den Medien, die dazu führen, dass wichtige Themen trotz ihrer gesellschaftlichen Relevanz nicht auf der Medienagenda auftauchen“.
Die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) stellt einmal jährlich gemeinsam mit der Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks eine „Top Ten“ von medial vernachlässigten Themen zusammen. Die Themen hat auch in diesem Jahr wieder eine Jury aus Medienwissenschaftlern, Journalisten und Experten ausgewählt. Ausgangspunkt sind Vorschläge aus der Bevölkerung. Die INA ist ein gemeinnütziger Verein, zu dem unter anderem Medienwissenschaftler, Studierende und Journalisten gehören. Alle Vorschläge werden von studentischen Rechercheteams an mehreren Hochschulen in Deutschland geprüft.
Die Jury der INA beurteilt anschließend die Relevanz der Themen und wählt die „Top Ten“ der vernachlässigten Nachrichten. Seit Anfang 2015 besteht eine Kooperation mit der Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks.
Die diesjährigen „Top Ten der Vergessenen Nachrichten 2022“ werden von sozialen Themen dominiert. Auf Platz 1 befindet sich die schleichende Abschaffung der Lernmittelfreiheit in den Schulen. In vier Bundesländern gibt es bereits keine kostenlosen Schulbücher mehr. Damit steigt der Druck auf die anderen Bundesländer, die Lernmittel ebenfalls zu kürzen. Auf Platz 2 folgen Menschen mit fehlendem Krankenversicherungsschutz und auf Platz 3 pflegende Kinder und Jugendliche. Kinder und Jugendliche, die an der Pflege von Angehörigen beteiligt sind, leisten einen enormen Dienst für die Gesellschaft, werden in der öffentlichen Diskussion aber kaum thematisiert.
Weitere vergessene Nachrichten 2022 sind die fehlende Palliativversorgung von Wohnungslosen, das Betriebsrätemodernisierungsgesetz, nachhaltige Autobahnen aus Asche, das Verschwinden von Schmetterlingsarten und Sexismus in politischen Parteien.
(Clelia Caruso)
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